Wednesday, August 11, 2010

Warten auf den kalifornischen Sommer

Warum ich in Kalifornien lebe? Nun, einerseits sind alle wirklich guten Musiker hier in Los Angeles ansässig. Einige sind zwar auch in New York, Nashville, New Orleans… aber im Grunde landen alle früher oder später hier im sonnigen und erdbebengeschüttelten Westen der USA. Und andererseits, tja, das Wetter. Und das hat nicht nur mich in den letzten zwei Monaten enttäuscht. Während sich die Herrschaften im „kalten“ Deutschland saunaartiger Temperaturen erfreuen, laufen wir hier in Kalifornien in Sweatern herum. Der Sommer will einfach nicht kommen. Es ist zwar sonnig, aber wo bleibt die herrliche Hitzewelle, die gegen Juli/August die Temperaturen über die 100 Grad-Marke schiebt? Keine „Rolling Blackouts“ ob tausender gleichzeitig angeworfener Klimaanlagen im San Fernando Valley, kein besorgter Kommentar von Moderatoren auf den lokalen Fernsehkanälen wegen des Wassernotstandes in Kalifornien und keine schwitzenden Fernsehreporter, die mir schwer atmend in durchnässten Klamotten erzählen, dass es heiß ist.
Es ist einfach nicht heiß in diesem Sommer. Jedenfalls noch nicht. Als alteingesessener Angeleno beginnt für mich die Kälte, wenn ich nicht in T-Shirt und Shorts das Haus verlassen kann. Und soweit ist es gekommen. Bereits in einem meiner Lieblingsfilme, LA Story, berichtet Steve Martin als Weatherman für seinen Fernsehsender über eine Kältewelle in LA. „Es wurde mit 51 Grad (Fahrenheit, etwa 11 Grad Celsius) so kalt, dass sogar die Katzen im Haus blieben.“ Als Neuling in Kalifornien lacht man noch über derartige Aussagen - als Angeleno friert man wirklich bei derartigen Temperaturen. Vorbei die Zeiten, als ich, neu im Land der ewigen Sonne, wie die meisten Touristen die unseren Staat besuchen, der Meinung war, dass alles über 15 Grad Celsius warm sei. Mittlerweile werfe ich mich erst in mein offenes Cabrio, wenn die Quecksilbersäule (oder das Wetterprogramm in meinem iphone) mir mindestens 20 Grad Celsius verspricht. Und freue mich natürlich auf eine Hitzewelle, während der ich im offenen Wagen so richtig gegrillt werde. Man gönnt sich ja sonst nichts.
In diesem Jahr scheint das mit dieser Art des Grillens allerdings nichts zu werden. Die Klimaprobleme, die von vielen geleugnet werden, haben sich bereits unangenehm auf mein Leben ausgewirkt. Es wird einfach nicht so richtig warm. Und wenn es nicht die Musik gäbe, wüsste ich fast gar nicht, warum ich überhaupt in Kalifornien lebe. Aber andererseits - es gibt ja noch Hoffnung. Der Sommer ist ja theoretisch noch nicht vorbei und die klimaanlagenbedingten Rolling Blackouts können ja noch in den nächsten Wochen meinen Computer lahmlegen. Obwohl es hier in Torrance meistens 20 Grad kühler ist als im Valley, habe ich noch Hoffnung auf die 90 Grad, die mir Kalifornien bisher jedes Jahr garantieren konnte. Und dann stecke ich den dicken Zeh vielleicht auch mal kurz in den Pazifik oder mache mit meinen Rollerblades die Strände zwischen Torrance und Santa Monica unsicher. Das gehört ja zum Leben in LA dazu. Sonne, Strand und Rollerbladen. Der Sommer kann kommen.

Sunday, May 30, 2010

Neue Besen kehren besser... aber die Ecken...

Nun hat Obama Amerika zusammengebracht, und es hat wieder nicht so richtig geklappt. Bei der Gesundheitsreform haben ihm die bestochenen Senatoren aus seiner eigenen Partei einen dicken Strich durch die Arztrechnung gemacht, und die Senatoren von ganz hinten rechts haben ohnehin nur die Sprechblasen der Versicherungen wiederholt. Eine richtige Reform wurde es wohl auch deshalb nicht, weil Obama zwar der bessere Kandidat war, aber auch nicht wirklich links von den Rechten steht. Zumindest wird man jetzt bald nicht mehr aus der Versicherung ausgeschlossen, wenn man wirklich krank wird.

Der Dreck, der sich noch in den Ecken befindet war von den neuen Besen auch bei der Kontrolleinrichtung für die Ölmultis wie BP noch nicht weggekehrt worden. Die Bush/Cheney Ölregierung hatte ihre Leute so sicher und unsichtbar plaziert, dass sich wohl niemand darüber Gedanken gemacht hat, ob die Herrschaften nicht mit den öligen Multis im Bett liegen (im wahrsten Sinne des Wortes- eine Frau wurde gar schwanger ob der guten Verbindung). Das wäre die freundliche Wertung. Man könnte auch annehmen, dass sich von der alten zur neuen Regierung nichts geändert hat und die Ölkonzerne auch die Demokraten in der Tasche haben. Was nicht einmal unwahrscheinlich ist. Die Ausbeutung von Ölvorkommen und das Töten von Menschen und Umgebung dafür praktizieren die US-Ölkonzerne ja bereits seit Jahrzehnten in Südamerika. Die gekaufte amerikanische Presse berichtet darüber natürlich ebenfalls nicht. Die Banken, wegen deren Gier die gesamte Weltwirtschaft abgeschmiert ist, machen das selbe, was sie bisher auch gemacht haben, und der nächste Crash steht sicherlich schon vor der Türe.

Was ich darüber hinaus nicht so recht verstehe, ist, dass sich niemand hier in den USA Gedanken um die Umweltverschmutzung macht. Die Weltmeere werden zu einer Müllkippe ohnegleichen. Philippe Cousteau Jr., Enkel von Jean-Jaques, hat vor zwei Tagen in Bill Mahers Realtime-Sendung den Zustand der Meere so erklärt: "Wenn ich mir ein Bein abschneide und einen Arm abnehme und mir ein Auge aussteche, lebe ich zwar noch - aber nicht sehr gut. Und genauso ist es mit den Meeren. Denen geht es derzeit sehr schlecht und sie können sich nicht von der Ausbeutung erholen".

Wer Öl braucht, kauft sich heute einfach ein Häuschen am Strand. Früher oder später kommt das Öl dort an. Herrliche Aussichten. Ich würde gerne sehen, wie die Chefetagen der Ölkonzerne Öl trinken statt Wasser. Aber für Geld lässt sich in der Zukunft sicherlich auch Wasser kaufen. Und das, während wir mit dem Rest der Menschheit - den augenscheinlichen Klimanotstand leugnen die Herrschaften ja ebenfalls - unter der glühenden Sonne einer zerstörten Atmosphäre verrecken.

Good night and Good Luck.